Was passiert in Sigmarswangen und auf der Schillerhöhe?
Forst-BW will im Bereich „Stumpen“ / Eichwald / „Vosslers Kreuz“ mindestens drei Windkraftanlagen errichten. Ein Gebiet mit sehr vielen Laubbäumen. Auch auf der Breite (Schillerhöhe) sind Anlagen beantragt.
Durch den Staatswald bei Sigmarswangen führen verschiedene Fahrrad- und Wanderwege wie der Jakobsweg, Neckarweg und Hohenzollernweg. Was geschieht damit, wenn dort große Windenergieanlagen entstehen?
Gegen den Willen der Bevölkerung
Beim Bürgerentscheid gegen Windkraftanlagen in kommunalen Wäldern haben über 70 % der Sigmarswanger im Februar 2025 ein klares Zeichen gesetzt: Sie wollen keine Windindustrieanlagen in unseren wertvollen Wäldern – selbst dann nicht, wenn finanzielle Vorteile damit verbunden wären.
In der Planfortschreibung (Regionalplan Schwarzwald Baar Heuberg) weist der Regionalverband die umstrittenen Gebiete als Windvorrangflächen aus. Es gibt zahlreiche Stellungnahmen gegen dieses Windkraftprojekt von ForstBW im Beteiligungsverfahren zum Teilregionalplan Windkraft.
Intransparente Prozesse
Die Windkraftgegner beklagen, dass sie sich jedes Stückchen Information zusammenklauben müssen. Der Antrag des Projektierers (SOWITEC) auf Genehmigung zur Errichtung dieser Windkraftanlagen, welcher vermutlich vor dem 30. Juni 2025 beim Landratsamt eingereicht wurde, wird nicht veröffentlicht und ist nicht öffentlich einsehbar.

Lärm: Sulz droht das gleiche Schicksal wie Baiereck
ForstBW und SOWITEC wollen Anlagen des Typs NORDEX N175 (Leistung 6,8 MW) mit einer unglaublichen Gesamthöhe von 266 Metern errichten.
Zwei vergleichsweise kleinere Anlagen NORDEX N149 haben in Baiereck (Stadt Uhingen) die Bewohner um den Schlaf gebracht. Nachts wurde die Polizei gerufen. Der durch die Anlagen erzeugte Brummton war auch tagsüber nervtötend. Nach Vorliegen der Messergebnisse stand fest: Die Windkarftanlagen mussten abgeschaltet werden, auch tagsüber. Man hofft nun, dass ein Getriebetausch Besserung bringt. Die Lage der Anlagen in Baiereck ist vergleichbar mit den geplanten Anlagen in Sulz/ Sigmarswangen.
Aus dem "Gebietssteckbrief" im Beteiligungsverfahren Teilplan "Regionalbedeutsame Windkraftanlagen" (Umweltbericht Anhang 2, dort Seite 170 - Hummelberg-Stumpenwald-Eichwald):

- "Das Plangebiet ist zu 65 % als Wald mit relativ großer Bedeutung für die Erholung (Stufe 2) und zu 1 % als Wald
mit großer Bedeutung für die Erholung (Stufe 1b) eingestuft." - "Bei der Standortfestlegung sollte zur Konfliktvermeidung das mögliche Abrücken von der Festlegungsgrenze und
damit die Abstandsvergrößerung zu empfindlichen Nutzungen vorrangig geprüft werden." - "Grundsätzlich weist der bestehende Waldverbund über den Korridor hinaus eine Verbundfunktion auf, die durch
Maßnahmen verstärkt und räumlich an den o. g. Regionalen Grünzug orientiert werden kann." - "In der als Schwerpunktvorkommen der Kategorie B eingestuften Teilfläche ist, lt. „Fachbeitrag Artenschutz für die
Regionalplanung Windenergie“, im Falle einer Windenergienutzung von einer erheblichen Beeinträchtigung von
Artenschutzbelangen auszugehen (Vorkommen Rotmilan, Wespenbussard und Fledermaus „Kategorie 1“)." - "Die Auswirkungen durch die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen werden auf Ebene der
Regionalplanung unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vorsorgeabstände bei der Gebietsfestlegung als nicht
erheblich eingestuft. Die Höhere Naturschutzbehörde stuft das Konfliktpotenzial für ökologisch wertgebende
Strukturen im Wald („alte Waldbestände“ und Bestandteile des Alt- und Totholzkonzepts, Hinweise siehe
folgend) als erheblich ein und empfiehlt die Anpassung der Flächen." - "Untersuchungsgebiet liegt im Umkreis von 300m zu einem Natura 2000-Gebiet (FFH)."
- "Sensibilitätskarte Fledermäuse aus dem Schutzkonzept für Fledermäuse in Baden-Württemberg: Das
Konfliktpotential wird im mittleren Teil des Untersuchungsgebiets als hoch eingestuft (Kategorie 3). Westlich
gelegen befindet sich ein Quartier mit mehr als 10 Tieren und der Einstufung 4 (sicheres Konfliktpotential)." - "Die Teilflächen Hummelberg und Eichwald überlagern im Südosten mit der Feldvogelkulisse des Fachplans
Landesweiter Biotopverbund. Im Zusammenhang mit dem Biotopverbund weist die Höhere Naturschutzbehörde
auf Amphibienvorkommen hin, weiter ist der Denkenhausener Bach potentielles Vorkommensgebiet der
Bachmuschel." - "Das Alt- und Totholzkonzept weist bezüglich der Teilflächen Eichwald und Stumpenwald innerhalb und unmittelbar
angrenzend Habitatbaumgruppen und Waldrefugien aus." - Im Rahmen der Beteiligung durch die Untere Naturschutzfachbehörde auf Wespenbussardvorkommen und zum
Rotmilan."
Alles klar? Erheblich, aber doch nicht erheblich.
Wer baut? Der Projektierer
Der Projektierer ist SOWITEC group GmbH (man sieht auch die Schreibweise "SoWiTec"), Löherstraße 24, D-72820 Sonnenbühl.
Der Windkraftanlagenhersteller VESTAS ist indirekt mit rd. 25% an der SOWITEC group GmbH beteiligt. Die restlichen Anteile besitzt eine Einzelperson (Frank Hummel, Sonnenbühl). Geschäftsführer sind die Unternehmensgründer Frank Hummel und Gerd Hummel. Das Stammkapital beträgt 33.852 Euro. Der letzte veröffentlichte Jahresabschluss stammt aus dem Jahr 2021.
Ein Beirat oder Aufsichtsrat ergibt sich aus dem aktuellen Gesellschaftsvertrag nicht auf der Internetseite steht aber folgender Text (farbliche Hervorhebungen durch den Betreiber von www.windkraft-im-wald.info):
"Compliance und Werte
Die Einhaltung der internationalen Richtlinien im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung sind integraler Bestandteil des Selbstverständnisses von SOWITEC und von grundlegender Bedeutung für unsere Reputation. Unsere Projekte werden von Anfang an mit besonderer Sorgfalt entwickelt, um sowohl die besten ökologischen, ethischen und gesellschaftlichen Praktiken umzusetzen als auch die Äquator-Prinzipien und IFC-Standards zu erfüllen. Wir sind davon überzeugt, dass sich außerordentliche Ergebnisse und hohe Compliance Standards gegenseitig verstärken. Leistung mit Integrität, ein Kernprinzip der SOWITEC-Strategie, führt zu nachhaltigem Wachstum und Wohlstand sowohl für die Bevölkerung in den Projektregionen als auch für SOWITEC."
...Dann sollte SOWITEC mit Transparenz kein Problem damit haben offenzulegen, was sie ganz im Sinne von besten ökologischen, ethischen und gesellschaftlichen Praktiken an unabhängigen und objektiven Gutachten einholen will, bevor sie die Axt an die Waldflächen in Sigmarswangen setzt und den Lebensraum der darin lebenden Arten einschränkt.
Interessant wäre insbesondere zu wissen: Werden die einzelnen Windkraftanlagen nach Errichtung in kleine Kapitalgesellschaften (bspw. in englische Ltd. mit wenigen Pfund Eigenkapital) eingebracht, so wie bei anderen Projektierern auch?
Derweil macht sich SOWITEC zusammen mit den Stadtwerken Tübingen in der Gemeinde Gammertingen unbeliebt [> Link]
Keine Gutachten?
Nach der in den letzten Jahren veränderten Rechtslage (Windkraft hat Vorrang vor allem) muss weder ForstBW noch SOWITEC Gutachten (Windhöfigkeit / Windturbulenzen, Schall, Schattenwurf, avifaunistisches Gutachten, Artenschutz, Landschaftsbild, Boden-/Baugrundgutachten, Umweltverträglichkeitsprüfung, Infrastrukturgutachten (Kabeltrassen, Zuwegungen und Umspannwerke), Auswirkungen von Havarien). Gerüchteweise soll es von anderer Stelle bereits Bewertungen zu den Arten im betroffenen Gebiet und dem Baumbestand geben. Wenn es sie gibt, wurden sie zumindest nicht veröffentlicht.
Auf der Internetseite von ForstBW finden sich nur allgemeine Aussagen, was alles passieren müsste bevor Waldflächen Windkraftanlagen weichen müssen, aber nicht, was ForstBW unter Nutzung aller Erleichterungsregeln tatsächlich tut. Und was sind Gutachten wert, die ein Projektierer in Auftrag gibt? Kam bei einem solchen Gutachten schon jemals heraus, dass eine Windkraftanlage nicht gebaut werden darf? Gibt es eine unabhängige Kontrollinstanz?
Es ist auch unklar, ob bislang eine Begehung der betroffenen Flächen durch ForstBW und den Projektierer stattgefunden hat und was dabei ggfs. herausgekommen ist.
Es wurde bislang gegenüber der Öffentlichkeit nicht erklärt, dass entsprechende Lärm- oder Artenschutzgutachten in Auftrag gegeben werden sollen. Eine Beteiligung der Öffentlichkeit ist nicht geplant, sondern nur eine (vermutliche einzige) Informationsveranstaltung des Projektierers (vermutlich ohne Beteiligung von ForstBW). Es ist noch nicht einmal bekanntgegeben worden, ob vom Projektierer SOWITEC group GmbH eigene Messungen der "Windhöfigkeit" in Sigmarswangen durchgeführt werden. Aber die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen dürfte SOWITEC weniger interessieren. Denn egal wie stark der Wind dort bläst, durch Subventionen vom Bund rechnet sich eine solche Anlage überall.
In der Vergangenheit wurden in diesem Gebiet viele schützenswerte Vogel- und Fledermausarten beobachtet. Man hört, dass dazu Daten gesammelt wurden. Es läge am Landratsamt Rottweil, diese Daten selbst zu bewerten, aber auch offenzulegen.
Generelle Bedenken gegen die energiewirtschaftliche Betätigung von ForstBW
Lesen Sie >> hier << dazu mehr.

NEWS
- 06.08.2025: Windenergie in Sulz: Windkraftgegner fordern "klare Kante".
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- 12.07.2025: Bürgerinitiative will Windräder im Staatswald verhindern: Die Initiatoren aus Sigmarswangen (Sulz) wollen sich mit ihren Bedenken an den Regionalverband und an Forst BW wenden. Sie sprechen von Anlagen in „gigantischer Größe“ in schützenswertem Gebiet.
- 30.06.2025: Hände weg vom Naherholungsgebiet Stumpenwald und der Idylle Richtung Ruine Albeck?